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Wie sehen Lernräume des 21. Jahrhunderts aus?

Mit dieser Frage befassten sich Schulleiter Michael Urhahne und Erasmus-Projektkoordinatorin Dagmar Knies im Rahmen einer internationalen Lehrerfortbildung in Helsinki. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Erasmus-Programm, das am Berufskolleg Kreis Höxter zahlreichen Teilnehmern Auslandsaufenthalte ermöglicht, verbrachte man gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Belgien, Portugal, Spanien, dem Kosovo und Rumänien eine Woche voller Ideen, Diskussionen und Austausch bezüglich der eigenen Probleme und Lösungsansätze. Allen Teilnehmern war bereits zu Beginn klar, dass ein Klassenraum mit festgelegter Sitzordnung, der nur lehrerzentrierten Unterricht zulässt, nicht mehr zeitgemäß ist und den Bedürfnissen der Lernenden nicht gerecht wird. Die Frage, die sich stellte, war, wie man Lernräume der Zukunft so gestalten kann, dass sie das Lernen unterstützen und für alle Beteiligten zu einer positiven Erfahrung machen.

Hierzu wurden theoretische Grundlagen vermittelt, die eine wichtige Hilfestellung bei der Planung und Gestaltung von modernen Lernräumen darstellen. So wird das Lernen derzeit von vier großen Trends maßgeblich beeinflusst: technologischem Fortschritt, für den Beruf benötigten Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kompetenzorientierung (4 K: kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration, Kreativität) und der veränderten Lehrerrolle („Lernbegeleiter“). Neben der Vermittlung von „Skills“ sollen die Lernenden durch eine positive Erziehung/Bildung befähigt werden, gute Zeiten bewusst zu genießen und schlechte Zeiten durchzustehen.

Immer wieder wurden Beispiele aus dem finnischen Bildungssystem, das zu den besten der Welt gehört, herangezogen. In Finnland ist es wichtig, dass der Lernende im Mittelpunkt des Lernens steht und sich entsprechend seinen Neigungen und Begabungen bestmöglich entwickeln kann. Jeder erhält die Unterstützung, derer er bedarf, und trifft wichtige Entscheidungen bezüglich der schulischen Laufbahn nach gründlicher Beratung selbst. Insgesamt geht es um die Maximierung von Potentialen und die Einzigartigkeit jedes einzelnen Kindes. Lehrerinnen und Lehrer sind sehr frei in der Gestaltung ihres Unterrichts und können diesen für die jeweilige Lerngruppe individuell gestalten. Die Anzahl an (zentralen) Prüfungen wird bewusst gering gehalten, um die Entwicklung der Lernenden nicht zu stören.

Neben aller Theorie, die dank zahlreicher Beispiele nicht grau war, gab es auch die Möglichkeit, Lernräume des 21. Jahrhunderts selbst zu erleben. Ein besonderes Erlebnis war Oodi, die Zentralbibliothek Helsinkis, ein sehr neues Gebäude, das durch sein innovatives Konzept zum „Wohnzimmer Helsinkis“ geworden ist. Es gibt dort eine Vielzahl von Angeboten und Bereichen, die allen Besuchern unabhängig von Bildungsgrad oder finanziellem Status die Partizipation am gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben ermöglichen.

Es können z.B. Musikinstrumente ausgeliehen und Aufnahmen im Tonstudio gemacht werden, es gibt die Möglichkeit, eine Küche mit großem Essbereich zum gemeinsamen Kochen mit Freunden zu mieten, für die Reparatur und Herstellung von Kleidung stehen verschiedene Arten von Nähmaschinen zur Verfügung. Neben einer hervorragenden technischen Ausstattung mit 3D-Druckern, Lasercuttern, Videoequipment, Spielkonsolen usw. besticht das Gebäude durch verschiedenste Aufenthaltsbereiche, die von diversen Sessel- und Sofalandschaften über einen Kinderspielbereich hin zu einer großen Dachterrasse und Studienräumen reicht. Für jede Art von Nutzer und Aktivität findet sich so ein passendes Plätzchen – und sei es nur ein besonders bequemer Sessel für ein Nickerchen nach einem anstrengenden Einkaufsbummel.

Abgerundet wurde der Aufenthalt von Herrn Urhahne und Frau Knies durch zahlreiche Aktivitäten, um Land und Leute kennenzulernen. Neben einem Stadtrundgang und Ausflügen auf die Festungsinsel Suomenlinna, nach Porvoo, einer Stadt mit besonderem Charme durch eine Vielzahl an bunten Holzhäusern, und ins Freilichtmuseum Seurasaari wurde gemeinsam mit den anderen Kursteilnehmern Helsinki mit seinen hübschen Parks, zahlreichen Kirchen und alten Bibliotheken erkundet. Dabei wurden nicht nur die Kursinhalte besprochen, sondern auch Freundschaften geschlossen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass man nicht nur die im Rahmen des Kurses gesammelten Erkenntnisse nutzen möchte, um neue Lernräume zu schaffen, sondern auch in Kontakt bleiben wird, um darüber hinausgehende gemeinsame Projekte und Aktivitäten umzusetzen. Mit einer langen Liste an Ideen ging es nach Hause.