Lernende aus dem Kurs „Network for teaching entrepreneurship“ (Ziel: die Konzeptionierung eines neuen Unternehmens) beschäftigen sich zu Beginn des Kurses mit der Frage nach Vor- und Nachteilen der Selbstständigkeit.
Da bot es sich an, am 17. September einen Höxteraner Unternehmer zu befragen, der seit 31 Jahren seinen eigenen Betrieb hat und vorher selbst am Berufskolleg des Kreises Höxter die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert hat. Dietmar Larusch stand dem Kurs knapp anderthalb Stunden Rede und Antwort.
Die über 20 Fragen, die der Kurs vorher formuliert hatte, wurden alle beantwortet. So erzählte Dietmar Larusch wie er das Geschäft von seinem Vorgänger Hohmann übernahm und wie ihm seine Freunde darin bestärkt hatten. Er sprach ganz offen über finanzielle Engpässe und seine fast schon leichtsinnige Planung des benötigten Kapitals. Hier riet er den Anwesenden mindestens 10% mehr Bedarf einzukalkulieren als rechnerisch erforderlich.
Was diese sehr interessierte war die Frage, was ihn am meisten an dem Schritt in die Selbstständigkeit gereizt hätte. Hier standen bei Dietmar Larusch die flexible Zeiteinteilung und die Gestaltungsmöglichkeiten im Vordergrund: Als sehr engagierter Ehrenamtler war es für ihn wichtig zum Beispiel als Fußballtrainer die Sporttermine „seines“ FC Boffzen wahrnehmen zu können, was als Angestellter nicht möglich gewesen wäre.
Bezüglich der Gestaltungsfreiheit legte Dietmar Larusch großen Wert darauf das Sortiment auf den neuesten Stand zu bringen: Angelzubehör und Zinnware raus, Babysachen rein, und vieles anderes mehr.
Allerdings hat die Selbständigkeit auch ihre Tücken: Die ständigen finanziellen Herausforderungen durch Wassereinbrüche, die Explosion in der Innenstadt, die sein Geschäft in Mitleidenschaft gezogen hätte und die sich ständig ändernde Konkurrenzsituation gingen an die Substanz.
Bei der Frage nach seiner Art, Werbung zu machen, setzt der Gast auf die hohe Qualität der Beratung. Dadurch ist die Mund-zu-Mundpropaganda die tragende Säule seiner Kundengewinnung. In einer Stadt wie Höxter ist der über Jahrzehnte gewachsene Kundenstamm das größte Kapital seines Unternehmens. Soziale Medien und das Internet bleiben bei ihm ganz draußen vor. Das ginge auch nur, weil er über 30 Jahre im Geschäft sei. Die jungen Leute, so Larusch, müssten sich mit diesen Medien ganz intensiv auseinandersetzen.
Und war früher alles besser? Die Kundenfrequenz pro Tag vor der online-Shoppingzeit war doppelt so hoch. Es gab weniger Bürokratie, kein Corona und keine Weserbrückenschließungen.
Was Dietmar Larusch aber motiviert, weiterzumachen, ist zum einen sein Team im Geschäft: Mitarbeitende, die schon viele Jahre bei ihm arbeiten und sich voll mit dem Unternehmen identifizieren. Auf sie kann er sich hundertprozentig verlassen. Jeder einzelne werde mit seinen Eigenheiten akzeptiert. Außerdem ist ihm der direkte Kontakt zu den Kunden auch nach so vielen Jahren sehr wichtig.
Wie geht es weiter? Familiär sei kein Nachfolger in Sicht, so dass er nur von Jahr zu Jahr bis zu seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben plant.
Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Fachlehrer Andreas Krog für die große Offenheit und die Zeit, die sich Dietmar Larusch für die sehr interessierten Absolventen der Höheren Handelsschule genommen hat. Da der auch von dem Kurs begeistert war, wird das wohl nicht die letzte Veranstaltung dieses Formats gewesen sein, meinten Ursula Simon und Petra Görtz von der erweiterten Schulleitung am Berufskolleg Kreis Höxter.