„Wir leben in einer komplexen Welt, die Flexibilität und lebenslanges Lernen erfordern“ (Bildungscoach Christin Marthiensen). – Hohe Anforderungen an die Selbstorganisation und eine sich starke wandelnde Arbeitswelt treffen nicht nur beim Distanzunterricht an den Berufskollegs im Kreis Höxter zusammen.
„Wo drückt der Schuh?“ fragten die Schulleiter Matthias Gehle und Michael Urhahne beim Ausbilderdialog am 17.06.24 die Betriebe im Bildungsgang Industriemechanik. Es trafen sich 25 Verantwortliche aus den Betrieben und dem Regionalen Bildungszentrum Berufliche Bildung im Kreis Höxter (RBZB), um miteinander weiter über die Stärkung der Ausbildungspartnerschaft zu sprechen. Digitaler, standortübergreifender Unterricht in Distanz in Kombination mit Präsenzunterricht bietet Chancen und Risiken, die bereits beim Treffen im April in den Fokus genommen wurden.
Jetzt präsentierten die Fachlehrer und digitalen Bildungscoaches Lösungsansätze zu den Erfahrungen und Rückmeldungen. Sie hatten zuvor Vorschläge und Maßnahmen für das weitere Vorgehen erarbeitet. Die Anwesenden begrüßten besonders die Maßnahmen, die Selbstdisziplin und Selbstorganisation fördern. Für kommenden Schuljahr plant die AG Industriemechanik ein Mentoring-Programm, dass im Rahmen des RBZB-Unterrichts eingeführt und überprüft wird. Diese Entwicklung wird in enger Abstimmung mit Betroffenen und Beteiligten durchgeführt. Das RBZB organisiert dazu im neuen Schuljahr einen Design-Workshop, um zu diesem innovativen Angebot einen passenden Anforderungskatalog zu erstellen, mögliche Konzeptansätze zu diskutieren und erste Richtungsentscheidungen und Empfehlungen zu beraten.
Neu an diesem Vorgehen ist, dass das RBZB Höxter sowohl Schülerinnen und Schüler, Ausbilder und Ausbilderinnen, Lehrerinnen und Lehrer, digitale Bildungscoaches und Experten gemeinsam in die Erarbeitung bringt. Birgit Klennert aus der Geschäftsstelle des RBZBs wird den Prozess moderieren. Die digitalen Bildungscoaches (K. Winkelhahn, Ch. Marthiensen, und P. Rostek) werden im Vorfeld wissenschaftliche Modelle, Fachkonzepte und Best Practise-Beispiele sichten und für den Workshop aufarbeiten. So erhalten die Beteiligten in kurzer Zeit ein umfassendes Bild für erste Richtungsentscheidungen. Auf dieser Grundlage soll zeitnah in die Umsetzung folgen, damit bis Sommer 2025 fundierte Erfahrungen vorliegen.
Aus dem jetzigen Ausbildungsdialog gingen die Vertreter der Betriebe mit positiver Spannung heraus: „Bauchschmerzen zu den Herausforderungen des digitalen Lernens haben alle!“, so Unternehmer Peter Gronemeyer, „Weiter so wie bisher ist der falsche Weg. Ziel ist es, dass digitaler Unterricht und Distanztage einen vollen Mehrwert für die Arbeitswelt schaffen. – Mentoring ist da ein guter Ansatz!“.
„Bei der Firma HEGLA haben wir gute Erfahrungen mit der Bereitstellung von Raum und Laptop im Betrieb am Distanztag gemacht.“ Ausbilder Michael Pieper betont das gute Feedback der Auszubildenden, weil das Engagement des Betriebes die Ablenkung durch Privates ausschließt und sie sich professioneller erleben.
Aus Sicht der Betriebe gibt es großen Zuspruch zu klaren Vereinbarungen: „Wir hören von den Azubis, dass es immer die Gleichen sind bei denen es nicht funktioniert. Wir wünschen uns, dass Sie solche Störungen -auch bei uns Ausbildern- zeitnah ansprechen und Konsequenzen spürbar folgen.“
„Wenn das digitale Lernen auf Distanz funktioniert, profitieren doch alle.“ Ausbilder Ulrich Hoffmeister von FSB: „Online-Fortbildungen bekommen im Betrieb eine größere Bedeutung, Neuerungen müssen selbstständig angeeignet werden. Da ist es sinnvoll, wenn rechtzeitig der Umgang mit digitalen Schwierigkeiten gelernt wird.“
Selbstorganisation ist eine Zumutung, die ermutigen soll die Welt zu gestalten. Abteilungsleiter Gunnar Leiweke schließt die Veranstaltung mit Zuversicht: „Wenn wir uns heute manchmal noch im unhappy learning befinden, bin ich zuversichtlich, dass wir es auch zum happy learning schaffen werden!“ Der Ausbilderdialog wird im Herbst fortgesetzt.