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„Salzburg, Kunst und Berge“ – Ein Bericht zur Erasmus-Fortbildung zum Thema „Holzschnitt und Holzdruck“ in Österreich

Unsere Kollegin Mona Arendes nahm vom 18. bis zum 21. April an einer Kunst-Fortbildung in Österreich teil. Ein Erfahrungsbericht:

„Meine Erasmus-Fortbildung startete pünktlich um 9 Uhr am „Art Chalet“, einer kleinen Berghütte auf 1000 Metern Höhe in den Bergen des Salzburger Landes, mit der freundlichen Begrüßung durch meine Dozentin, Frau Stadler, und mit einer Überraschung: Es waren keine weiteren Kunstlehrer anwesend, ich sollte den Kurs allein belegen. Nach einem kurzen Schreckmoment, in dem ich mich an den Gedanken gewöhnen musste, für die nächsten vier Tage mit mir und meiner Kunst allein zu sein, ließ ich mich auf das Abenteuer ein – und tatsächlich wurde diese Woche in Sankt Johann zu einer sehr schönen, entspannenden und lehrreichen Erfahrung!

Das „Art Chalet“ bietet neben Wohnräumen und einer geräumigen Küche auch eine kleine Holzwerkstatt mit einer großen Auswahl an Werkzeugen, Farben und einer über einhundert Jahre alten Kniehebel-Holzdruckpresse aus der Zeit des Jugendstils. Die Techniken (z. B. Holzschnitt, Linoldruck, Holzbildhauerei/Schnitzen…) konnte ich selbst wählen und ich entschied mich zunächst für den Holzschnitt. Dieser gehört zu den „Hochdruckverfahren“ und zählt zu den ältesten künstlerischen Verfahren der Menschheit. Bereits bei den alten Ägyptern fand man Hinweise auf diese Drucktechnik. In der Renaissance erreichte der Holzschnitt dann seinen ersten Höhepunkt, insbesondere durch die Kunst von Albrecht Dürer.

Nachdem mir Frau Stadler die Technik der Holzbearbeitung und die Bedienung der Druckpresse erklärt hatte, begann ich, nach Motiven zu suchen und versuchte es zunächst mit einfachen geometrischen Formen, um das Prinzip des mehrfarbigen Druckens zu verstehen. Dabei merkte ich, dass ich leider von Albrecht Dürer noch weit entfernt bin und das Verfahren sehr viel Kraft, Geschick und das ein oder andere Pflaster erfordert: Alle Formen, die später auf dem Papier weiß bleiben sollen, müssen mit Werkzeugen entfernt werden. Anschließend beginnt man das Drucken mit der hellsten Farbe, z. B. Gelb. Danach entnimmt man der Holzplatte wiederum die Stellen, die gelb bleiben sollen, und druckt die nächstdunklere Farbe, z. B. Rot, darüber, usw. So entstanden bei mir im Laufe des Tages mehrere Bilder, die durch den experimentellen Umgang mit Farben alle ein wenig individuell aussahen und mir durchaus ganz gut gefielen.

Die Woche sollte übrigens doch nicht so „einsam“ weitergehen, wie sie gestartet war: Border Collie Finn war immer an meiner Seite und am zweiten und dritten Tag kam dann mit drei portugiesischen und einigen belgischen Schülerinnen und Schülern sehr viel mehr Leben in die urige Berghütte.

Am zweiten Tag entschied ich mich für ein gegenständliches Motiv, nämlich für den Leuchtturm, der am „Ellenbogen“ auf der Insel Sylt zu finden ist. Für mich war die Gegensätzlichkeit dieser beiden wunderschönen Landschaften Berge vs. Nordsee interessant. Bereits mehrfach hatte ich selbst den Leuchtturm mit der Nordsee im Hintergrund fotografiert, ein beliebtes Postkartenmotiv. Umso mehr ärgerte es mich dann, dass ich bei meiner Vorzeichnung nicht bedacht hatte, dass das Motiv natürlich spiegelverkehrt gedruckt wird, was aber der Wirkung des Ganzen nicht unbedingt schadet:

Der dritte Tag begann mit strahlendem Sonnenschein und so entschied ich mich, das Auto an meinem Hotel in St. Johann stehen zu lassen und eine Wanderung in Richtung des „Art Chalets“ zu unternehmen. Über zwei Stunden folgte ich dem ausgewiesenen Wanderweg vorbei an einem kleinen „Baumwipfelkletterweg“, über Wasserfälle, Baumwurzeln und Brücken und alle paar Minuten bot sich mir ein etwas anderer atemberaubender Ausblick über den Ort, bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln von Kreuzkogel, Hochkönig & Co.

Nach meiner Wanderung kam ich zum ersten Mal von oben zu der kleinen Hütte und kam pünktlich zum vegetarischen Mittagessen, das durch die Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Ländern sehr lebhaft verlief. Auch die Tochter und der Ehemann von Frau Stadler waren anwesend und unterstützten die Schüler und mich bei unseren Vorhaben. Auf diesem Weg möchte ich mich auch bei Herrn Stadler für das wertvolle Gespräch über unterschiedlichste Themen, wie Umweltschutz, Tierethik, Traditionen, Ernährung u.v.m. bedanken: Wenn man auf einem Berg sitzt und dabei auf „die Welt unter sich“ blickt, bekommt ein solches Gespräch noch einmal eine besondere Relevanz.

An diesem Tag musste ich ja noch den Abstieg zeitlich einplanen, und so entschied ich mich für einen – etwas weniger aufwändigen und kräftezehrenden – Linoldruck. Ursprünglich sollte das Motiv ein bunter Vogel werden. Ich bemerkte jedoch schnell, dass ich keine Vögel zeichnen kann, und so wurde es ein Tiger. So kommt man in der Kunst manchmal auf Umwegen zu einem Bild, das zwar so nicht geplant war, aber letztendlich doch ganz gut gelungen ist.

Dieses Bild beendete ich am darauffolgenden Tag und damit war der letzte Tag meiner Fortbildung leider bereits angebrochen. Mit wertvollen Erfahrungen und neuem handwerklichen Know-how für meinen zukünftigen Kunstunterricht bei den Erziehern, Kinderpflegern und Abiturienten am BKHX machte ich mich auf den Rückweg ins 700 Kilometer entfernte Ostwestfalen.

Ich kann jedem nur raten, die Möglichkeiten, die das Programm Erasmus+ allen am Schulleben Beteiligten bietet, wahrzunehmen und sich über Praktika und Fortbildungen im europäischen Ausland zu informieren. Meiner Schulleitung und natürlich Dagmar Knies danke ich ganz herzlich für die tolle Unterstützung!“

Mona Arendes