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Studienfahrt der Berufsfachschulen nach Ysselsteyn/ Niederlande

Eine Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus.

Am Montag, den 17. Oktober 2022, machte sich unsere Reisegruppe bestehend aus 45 Schülerinnen und Schülern aus sieben verschiedenen Berufsfachschulklassen der Schwerpunkte, Kinderpflege, Sozialassistenz, Ernährung und Versorgung, Elektro und Metall unter Leitung von Uwe Wege und den begleitenden Lehrerinnen Hildegard Nutt und Sabine Bodemer auf den Weg ins niederländische Ysselsteyn. Ysselsteyn liegt etwa dreieinhalb Autostunden von Brakel entfernt, direkt hinter der deutsch- niederländischen Grenze, wenige Kilometer südwestlich von Venray, einer Gemeinde mit rund 40.000 Einwohnern in der Provinz Limburg. Hier wurde nach dem Krieg die flächenmäßig größte Kriegsgräberstätte der Welt mit einer Fläche von ca. 30 Hektar errichtet. Auf ihr ruhen alle im Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden gefallenen oder verstorbenen Deutschen, soweit sie nicht nach Deutschland überführt wurden.

Direkt neben der Kriegsgräberstätte befindet sich eine internationale Jugendbegegnungsstätte, die seit mehr als 40 Jahren vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. betreut wird. Hier wurden wir für die nächste Woche untergebracht.

Nach Bezug der als Unterkunft zur Verfügung stehenden Blockhäuser bekamen die Schülerinnen und Schüler bei einer Führung über den Friedhof erste bewegende Eindrücke über einen wichtigen Teil unserer Geschichte. Der Anblick von mehr als 31.000 Grabkreuzen auf einem parkähnlichen Gelände macht das Ausmaß des Schreckens des Zweiten Weltkrieges ein Stück weit sichtbar und bewegte die Schülerinnen und Schüler zutiefst. Bereits den ersten Abend, sowie alle nachfolgenden, ließen wir in der Mitte der Blockhütten bei einem Lagerfeuer in gemeinsamer Runde ausklingen. Das Zusammensitzen am Lagerfeuer ermöglichte dabei auch immer wieder tiefgründigere Gespräche, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.

Bereits am nächsten Tag fand morgens die nächste Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler bei der aktiven Gräberpflege auf dem Friedhof statt. Dass jede und jeder von ihnen ein Mensch mit Biografie, Familie, Träumen oder Berufswünschen war, das wurde in einem Workshop am Nachmittag erarbeitet, der von der Jugendbildungsstätte des Volksbundes angeboten wurde. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler anhand von historischen Dokumenten, Briefen, Tagebüchern und Bildern das Schicksal von acht der 31.000 Kriegstoten kennen lernen. Nachdem diese von Arbeitsgruppen zu Kurzbiographien zusammengefasst worden waren, begaben sich die Schüler erneut auf den Friedhof, um die einzelnen Gräber dieser Menschen aufzusuchen. Dort angekommen, stellten die Gruppen dann die einzelnen Biografien vor.

Auch teambildende und kulturelle Aktivitäten kamen auf der Studienfahrt nicht zu kurz: bereits am Dienstag fand nach den zwei Programmpunkten eine gemeinsame Fahrradtour ins 10 km entfernte Venray statt, wo der Tag bei angeregten Gesprächen und einem gemeinsamen Abendessen in einem städtischen Restaurant ausklang.

Am Mittwoch fand eine Tagestour nach Arnheim statt. Hier besuchte die Reisegruppe zunächst einen kanadischen Friedhof, um Vergleiche zu dem deutschen Soldatenfriedhof zu ziehen. Danach besuchten wir das Airborne Museum Hartenstein mit seiner spannenden Erlebnisroute zur Zeit der Befreiung Arnheims 1944 durch die alliierten Truppen. Anschließend fuhren wir mit Blick auf die berühmte Brücke von Arnheim in die Stadt Arnheim, wo die Schülerinnen und Schüler zwei Stunden Zeit bekamen, diese auf „eigene Faust“ zu erkunden. Auf der Rückfahrt nach Ysselsteyn wurde in einem typisch niederländischen „Pannenkoek“- Restaurant gemeinsam zu Abend gegessen.

Am Donnerstag hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, einen vom Volksbund der Kriegsgräber Fürsorge organisierten Zeitzeugen zu treffen und seinen Erzählungen über eigene Erfahrungen als jüdisches Kind während der Zeit des Nationalsozialismus zuzuhören. Anschließend gab es noch die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Nachmittags gab es einen Filmbeitrag des Volksbundes sowie eine von Uwe Wege organisierte Gedenkfeier am Hochkreuz des Friedhofes, die sowohl die Schülerinnen und Schüler sowie die Kolleginnen stark berührt hat. Der letzte Abend wurde gekrönt durch ein selbst organisiertes Grillfest. Am Freitag, den 20.10.22 traten wir um 9.00 Uhr die Heimreise an und waren pünktlich gegen 13.00 Uhr zurück in Brakel.

Die Studienfahrt hat uns allen gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit Themen wie Krieg, Fanatismus sowie totalitären Herrschaftssystemen und deren Folgen auseinanderzusetzen, um einen aktiven Beitrag gegen den Krieg und zur Sicherung des Friedens gerade in diesen Zeiten zu leisten.