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Studienfahrt mit Hindernissen

Dass die diesjährige Fahrt nach Eastbourne an der englischen Südküste nicht ganz so problemlos wie in der Vergangenheit verlaufen würde, ließen Brexit und Corona bereits erahnen. Doch hinzu kamen Ereignisse, die keinesfalls eingeplant waren und die Fahrt zeitweise spannender als nötig gestalteten.

In der Planungsphase verlief alles wie gewohnt: Anmeldungen abgeben, Geld überweisen, Einteilung der Gastfamilien und der Klassenräume für den Sprachunterricht. Lediglich der ständige Hinweis auf den Reisepass, den alle Reisenden seit September 2021 für Großbritannien benötigen, und die gerade geltenden Corona-Vorschriften war eine Neuerung.

Beim Projekttag nach den Sommerferien kam bei allen Mitreisenden Vorfreude auf: Wie schön der Pier von Eastbourne ist, wie exotisch der Royal Pavilion in Brighton und die vielen coolen Sachen, die man für London planen kann…

Doch je näher der Tag der Abreise rückte, desto mehr Probleme tauchten auf: ein Visum, das nicht mehr rechtzeitig ausgestellt werden würde, mehrere akute Corona-Fälle (von denen aber zum Glück einige rechtzeitig wieder negativ waren), ein verlorener Reisepass, der ersetzt werden musste – und schließlich die Corona-Erkrankung einer Begleitperson. Spannende Tage für alle Betroffenen!

Am Tag der Abreise konnten dann letztlich kurzfristig zwei Teilnehmer nicht mitfahren, so dass 38 Schülerinnen und Schüler unter der Reiseleitung von Dagmar Knies, Ina Eikenberg und Hildegard Nutt frisch getestet in den Bus Richtung England stiegen. Bei guter Stimmung ging es los. Leider verlief die restliche Fahrt durchaus holprig: ein langer Stau in Deutschland, gründliche Grenzkontrollen und ein aufwändiger Check-In für die Fähre von Calais nach Dover sowie eine Straßensperrung in England führten zu einer beachtlichen Verspätung und Dauertelefonaten zwischen der Reiseleitung und der Partnerorganisation in England. Umso größer war die Freude, als man endlich wohlbehalten aus dem Bus stieg und von den englischen Gastfamilien, die geduldig gewartet hatten, herzlichst begrüßt wurde.

Die Tage in England verliefen zum Glück problemlos und voller wunderbarer Erlebnisse. Neben der Sprachschule blieb genügend Zeit, Eastbourne mit seinen (Shopping-)Möglichkeiten zu erkunden, bei Beachy Head tolle Fotos zu schießen (und NICHT herunterzufallen!), einen Tag in London zur verbringen und den Royal Pavilion sowie den riesigen Pier in Brighton zu erleben. Das Wetter spielte mit und alle waren sich einig, dass die Engländer richtig nett sind und es Spaß macht, sich mit ihnen auf Englisch(!) zu unterhalten. Die Erkenntnis, dass Englisch mehr ist als ein Unterrichtsfach, sondern ein wichtiges Kommunikationsmittel, dürften alle Teilnehmer der Studienfahrt gewonnen haben.

Schließlich sollte es wieder nach Hause gehen. Am Bus wurden die Schülerinnen und Schüler von den Gastfamilien verabschiedet. Alle waren traurig, aber als Trost blieb, dass viele Einladungen ausgesprochen wurden, wieder nach Eastbourne zu kommen. Los ging die Reise durch die herrliche englische Landschaft mit Schafen und alten Dörfern. Bis Dover verlief alles problemlos und alle freuten sich auf zwei entspannte Stunden auf der Fähre nach Dünkirchen inklusive kostenloser Mahlzeit (z.B. der Klassiker „Fish and Chips“).

Doch auch auf der Rückfahrt kam es zu einigen Schwierigkeiten, die alle eine einzige Ursache hatten: den britischen Bus, der aus dem Stand in der Warteschlange zur Grenzkontrolle an der Fähre in Dover in unseren Bus rollte. Dieser Unfall war eigentlich keine große Sache, lediglich die Anhängerkupplung und eine Zierblende waren leicht beschädigt, ansonsten waren keine Schäden erkennbar. Alle Lichter leuchteten, der Bus fuhr, also alles bestens. Leider dauerte die Unfallaufnahme durch die örtliche Polizei so lange, dass die geplante Fähre nicht mehr erreicht werden konnte und auf eine Fähre nach Calais ausgewichen werden musste – also nur 1,5 Stunden Überfahrt und mehr Zeit im Bus. Durch Frankreich, Belgien und die Niederlande ging die Fahrt dann ereignislos weiter.

Erst nachdem bei Duisburg der Rhein überquert war, signalisierten uns mehrere Autofahrer, dass die Beleuchtung unseres Busses nicht in Ordnung war. Also sofort runter von der Autobahn und eine Haltemöglichkeit mitten in Duisburg bei einer Tankstelle gesucht. Dort wurde auf den Ersatzfahrer gewartet, der unseren Busfahrer Jürgen ablösen sollte. Schließlich war klar, dass Jürgen mit dem Firmenbulli den Bus, bei dem die Rücklichter nur funktionierten, wenn der Bus stand, absichern würde. Mit eingeschalteter Nebelschlussleuchte und Rückfahrlicht als Notbeleuchtung ging es so zu einem Ersatzbus. Dort hieß es Gepäck umladen und die besten Plätze im Bus sichern. Zum Glück verging selbst hier den Teilnehmern nicht die gute Laune: Mit und ohne Gitarrenbegleitung wurde ein bunt gemischtes Repertoire von Liedern zum Besten gegeben – um Mitternacht auch ein Geburtstagsständchen!

Der Abschied von Jürgen war emotional. Er war bei allen Schwierigkeiten während der An- und Abreise immer gelassen und freundlich geblieben und war auch die schwierigsten Strecken (schmale von Bäumen überwachsene englische Straßen voller enger Kurven) sicher und ruhig gefahren. Unter großem Applaus wurde er gen Heimat in der Nähe von Bamberg verabschiedet.

Für die Gruppe endete die Reise nicht wie geplant um 23.30 Uhr, sondern um 2:15 Uhr, als endlich alle Eltern, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatten, ihre Kinder wieder in die Arme schließen konnten.