Eine Klassenfahrt unter Coronabedingungen – kann das funktionieren? Ja, bestätigen 44 Reisende, die sich ausgestattet mit Masken, Desinfektionsmittel und Corona-Tests auf den Weg in den hohen Norden gemacht haben. Bei Sonnenschein und ohne Regen wurde viel Zeit im Freien verbracht, so dass man endlich einmal all die Gesichter vollständig sehen konnte, die sonst im Schulalltag verhüllt sind. Eine derzeit ungewohnte Erfahrung! Lediglich im Bus und in den Museen hieß es dann: Maske auf, Hände desinfizieren, was aber für die Profis kein Problem darstellte.
Eigentlich ging es „nur“ die Weser stromabwärts. Doch versteckten sich viele spannende und neue Erfahrungen auf einer der zwei Jahrgangstufenfahrten der Fachoberschule Gesundheit und Soziales vom 31.08. – 03.09.2021, die coronabedingt nicht nach England, sondern an die Wesermündung nach Bremerhaven ging. Mit der Ankunft bei bestem Wetter schwärmte man aus um sich den kleinen, aber feinen Zoo oder das Auswandererhaus der Stadt anzusehen. In letzterem konnten die Schülerinnen und Schüler hautnah miterleben, welche Strapazen die Menschen auf sich nehmen mussten, bevor sie das Reiseziel und die neue Wahlheimat erreichten. Ganz deutlich wurde, dass niemand seine Heimat verlässt, dem es zu Hause gut geht. Noch deutlicher wurde dies anhand ausgewählter Einzelschicksale, die jeder und jede während der „Reise“ als Begleitung bei sich hatte. Da tat die Hafenrundfahrt im Anschluss ganz gut um all das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Kaum bekannt, dass Bremerhaven einer der größten Umschlagplätze für PKW ist. Mehrere tausend Autos verlassen an vielen Tagen den Hafen. Und mit welchen riesigen Pötten sie verschifft werden – beeindruckend! Erst am Abend wurde das Havenhostel Bremerhaven bezogen (super Location mit echt gutem Essen).
Am Mittwoch stand der Besuch des Klimahauses an. Hier gab es viel zu entdecken. Bei der Reise durch die unterschiedlichsten Klimazonen entlang des achten Längengrades konnte man von den Alpen über heiße Wüste und tropischen Regenwald bis zu eisiger Kälte vieles erfahren und erfühlen. Es gab auch einiges zum Nachdenken, zeigte die Ausstellung doch auch sehr kritische Aspekte zum Klimawandel, der Vermüllung der Meere oder dem Verlust von Biodiversität. Durchatmen dann am Nachmittag: Der komfortable Reisebus brachte die Gruppe nach Cuxhaven zu einer Wattwanderung. Das Murren ob dieser kleinen Anstrengung verflog beim Betreten und Erkunden des Nationalparks Wattenmeer. Mit Hilfe einer tollen Wattführerin konnten schnell verschiedenste Arten Wattwürmer und Landkrabben aufgespürt werden und spätestens beim Wetten, welche Herzmuschel sich am schnellsten in den Sand eingräbt, war die Müdigkeit verflogen.
Der Donnerstag gehörte ganz dem Besuch Hamburgs. Eine Stadtführung führte über die Landungsbrücken, Elbphilharmonie, Speicherstadt zum Rathaus der Hansestadt. Anschließend blieb noch genügend Zeit zum Shoppen. Einige zogen es vor die Atmosphäre und das Flair an der Kaipromenade mit Blick auf das imposante Segelschiff Rickmer Rickmers oder in einem Café zu genießen. Bei anderen durfte beim Ausspannen das Krabbenbrötchen nicht fehlen.
Der Rückreisetag sollte noch etwas Besonderes vorhalten: Beim Besuch des Universums in Bremen wurde ein weiteres Mal nicht nur geschaut, sondern auch selbst ausprobiert. Zu den Themenschwerpunkten „Mensch – Natur – Technik“ konnte jeder selbst oder mit anderen Experimente durchführen. Die Sonderausstellung „Up to space“, entstanden unter der Mitarbeit des Kosmonauten Alexander Gerst, führte die Schülerinnen und Schüler abschließend in die Weiten des Weltalls, zeigte aber auch, wie wir täglich von den Errungenschaften der Raumfahrt profitieren, denken wir nur an Teflon, GPS und Googlemaps, und machte eindrucksvoll darauf aufmerksam, dass wir immer mehr Gefahr laufen unseren schönen Planeten durch unser Handeln zu zerstören.
Am Ende der Fahrt waren sich alle einig: Es muss nicht immer eine Auslandsfahrt sein. Im Dreieck zwischen Nordsee – Weser- und Elbmündung gibt es so viele verschiedene Dinge zu entdecken, dass einem nie langweilig wird.